30 April, 2014

Moderne Probleme

Plakat von Maciej Zbikowski (Polen 1970).
DEADLINE U.S.A. (Richard Brooks, USA 1952).

Ein Zeitungsfilm. Bogart spielt den hartgesottenen Chefredakteur, der den Verkauf „seiner” Zeitung an die journalistisch anspruchslose Konkurrenz zu verhindern sucht, indem er sich mit der Mafia anlegt. Er weiss, dass ein Übernahmekandidat brav sein muss, um den Investoren zu gefallen. Die Wahrheit um den Mord im Auftrag einer Unterwelt-Größe wird so zum Kampfmittel um den Erhalt der Zeitung. Bogarts wirklicher Gegner ist ein unscheinbarer Broker, Schwiegersohn des verstorbenen Verlegers, der in Zeitungen keine Zukunft sieht und der Familie zur Deinvestition rät. 

Der angedeutete Sieg („That's the press, baby”) verstrahlt noch utopischen Glanz, aber der trotzige Nachsatz („and there is nothing you can do about it”) ist eine Art Pfeifen im Walde: der Verkauf ist nur vorerst abgewendet und Brooks scheint sicher, dass der Journalismus „nach Bogart” von Dienstleistern bestimmt sein wird, die in erster Linie Anzeigenkunden glücklich machen möchten.

Ich war überrascht, wie modern die Probleme sind, die der Film schildert, wie differenziert er die – von vielen Seiten begrenzten – Möglichkeiten einer Tageszeitung beleuchtet, guten Journalismus zu betreiben. Das Projekt scheint Brooks, der auch das Drehbuch schrieb, schon biografisch ein Anliegen gewesen zu sein. Bevor er sich als Drehbuchautor einen Namen machte („Key Largo”), hat er jahrelang als Journalist gearbeitet. Die sachliche Grundierung, die gelegentlich auf Kosten der „Kinowahrheit” geht, mag ein Grund sein für den relativ geringen Bekanntheitsgrad des Films. DEADLINE sieht aus wie ein film noir, verweigert sich aber einem mythischen Kino und will auch Work- und Loveplot nicht ganz in Deckung bringen.

In meinem neuen Film hat DEADLINE einen kleinen Auftritt, als Teil einer visuellen „Verflüssigung”, die wir auch auflösungsseitig verfolgt haben. Für mich ist es das erste Mal, dass ich den Film eines anderen direkt aufgreife. Es geht mir dabei nicht um eine cinephile Hommage. Ich hätte Scheu, von mir verehrte Meister in meine kleine Stube zu bitten. Gegen ein direktes Zitat hingegen, das sozusagen ein historisches Stichwort gibt, habe ich nichts einzuwenden. (Im Gegenteil: würden sich Rechteinhaber Zitate und Verweise dieser Art nicht mit hohen finanziellen und juristischen Hürden vom Leib halten, schiene mir ein Patch-work-Kino als interessante Option, die Möglichkeiten des Erzählens im Spielfilm zu erweitern.)

2 Kommentare:

  1. Was meinst du genau mit "visueller Verflüssigung"? Etwa in der Art wie Scorsese beispielsweise Fords "Informers" in seinem Film "Departed" aufgreift, quasi als eine Art Leitmotiv einer Szene?

    Bin in jedem Fall sehr gespannt auf deinen Film.

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  2. Mit „Verflüssigung” meine ich, „alle möglichen” Bilder in die Erzählung zu integrieren, auch solche, die nicht mir gehören - Bilder etwa, die einer Maschinenlogik gehorchen. Aber darüber kann man besser sprechen, wenn du den Film gesehen hast (und es wird noch dauern bis zum Kinostart). Was den Brooks-Film betrifft: es geht ganz direkt um einen kurzen Ausschnitt...

    ch

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