08 Januar, 2007

Paradies

Das Paradies war möglicherweise ein Ort, an dem man nicht nur unbekleidet, sondern auch untätig „schamlos” war. Nach der Vertreibung haben Adam und Eva dann die Arbeit erfunden - mit den bekannten Folgen.

Das Kino könnte man als den Versuch begreifen, diese Erfindung für zwei Stunden rückgängig zu machen. Nicht nur sind wir unsichtbar im dunklen Saal (in gewisser Weise also nackt ohne Scham), wir sind auch von der Pflicht befreit, unsere Anwesenheit durch Leistung zu rechtfertigen.

Freilich hat man es manchmal nicht leicht, in Stimmung zu kommen, wenn die Schauspieler allzu viel arbeiten. Robert Mitchums Kürzel n.a.r. („no acting required”) hat sich ja leider nicht durchgesetzt.

Vielleicht könnte man von einer paradiesischen und einer post-paradiesischen Schule des Schauspiels sprechen...



Paradiesisch: Fred Astaire



Post-Paradiesisch: Gene Kelly

Astaire ist für mich der Inbegriff des mühelosen Anscheins, ein schwebender, schwereloser Tänzer. Kelly dagegen bleibt immer Arbeiter, er tanzt athletisch und kann die Mühe und Vorbereitung nie ganz verbergen.

Ähnliche Paare kann man quer durch die Filmgeschichte finden:

Cary Grant vs. Gregory Peck
Henry Fonda vs. Glenn Ford
Marlon Brando vs. Robert De Niro
Harrison Ford vs. Tom Cruise

usw.